Die Mysterien der Weiblichkeit

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Gerade las ich mal wieder ein Buch, in dem es um die Mysterien der Weiblichkeit ging. Aber auch in diesem eigentlich sehr guten Buch war klar ersichtlich: Die Geschichten, auf die die Autorin sich berief, waren in der ihr bekannten Form im Patriarchat aufgeschrieben – und dementsprechend verdreht worden.

Sachmet, die mächtige Göttin. Auf Abbildungen und Stelen stets mit einem – männlichen – Löwenkopf dargestellt.

Nein! Die mächtige Göttin hat natürlich keinen Tierkopf! Und erst recht keinen männlichen! Sie hatte vielleicht lange lockige Haare, eine „Löwenmähne“. Und ganz sicher hat sie sehr viel Mut.

Und, nein! Die mächtige Göttin dient selbstverständlich keinem Herrn (ob er Ra oder wieder auch immer genannt wird), und keinen Herren!
Und erst recht veranstaltet sie nicht im Auftrag eines Herrn ein Strafgericht unter den Menschen.
Denn im Gegensatz zu all den Herren, die so gerne für Menschen unerfüllbare Anforderungen an diese stellen – und dann ihrem eigenen dämonischen Sadismus damit frönen, dass sie die Menschen hart bestrafen, wenn sie die für sie unerfüllbaren Anforderungen verfehlt haben, – ist SIE kein Fan von Strafen.
Denn SIE hasst weder Menschen noch Götter. Aber SIE hasst Sadismus!!

Der Mythos um Durga: Nachdem die männlichen Götter so dumm waren, dem Dämon, dessen einziges Ziel es war, Macht über alle Wesen zu erlangen (und der deshalb ständige Askese und Meditation lebte, was die Götter beeindruckte), zuzusichern, dass er weder von Menschen noch von Göttern getötet werden könne; sahen sie entsetzt, dass er inzwischen fast die ganze Welt völlig zerstört hatte. [Dieser „Anführer aller Dämonen“ wurde übrigens als Büffel-Dämon tituliert; ->der Büffel oder Stier, der uns in vielen Mythen beschrieben wird…].

Daraufhin erschufen diese männlichen Götter Durga und statteten SIE mit allerlei Waffen aus, damit SIE diesen Dämon zum Wohle Aller töten sollte. Die männlichen Götter zogen sich zurück und ließen Durga alleine kämpfen.

Ließen die von ihnen erschaffene Frau die gefährliche Drecksarbeit für die Männer / Götter verrichten, auf deren Dummheit das Erstarken dieses Anführers aller Dämonen ja erst zurückzuführen war.
Fein eingerichtet?!

Nein! Denn SIE, die wahre Göttin, ist natürlich keine männliche Schöpfung! Und SIE war zwar wegen IHRES großen Mitgefühls und IHRER vollkommenen Rechtschaffenheit bereit, sich auf das von den Dämonen verwüstete Schlachtfeld zu begeben, und sich diese Dämonen anzusehen.

Und aufgrund IHRER Rechtschaffenheit und Wahrhaftigkeit und IHRES Mutes, hat SIE all den männlichen Göttern, die sich so beklagt hatten, dann sehr ehrlich mitgeteilt: „Ihr alle tragt ausnahmslos in Euch selber den furchtbaren Dämon des Macht über andere haben Wollens.
Und es nutzt gar nichts, diesen Dämon bei anderen zu beklagen, oder mich zu beauftragen, ihn bei anderen zu bekämpfen. Ihr alle müsst ausnahmslos diesen Dämon IN EUCH SELBST bekämpfen und zu besiegen lernen.“

Das wollte keiner dieser männlichen Götter hören. Denn diese männlichen Götter beherbergten noch etliche andere Dämonen, unter anderem den des falschen Stolzes. Sie waren so würde- und ehrlos, dass sie meinten, dass es unter ihrer „Würde“ sei, sich von einer Frau sagen zu lassen, dass sie – die männlichen Götter – fehlerbehaftet sind.
Diese männlichen Götter waren gar so würdelos, ehrlos und verantwortungslos, so sehr von Dämonen besetzt, dass sie – statt IHR dankbar zu sein für ihre mutige und mitfühlende Hilfe, für IHRE Bereitschaft, sich die Dämonen anzusehen; sich aus Liebe zu den Göttern und Menschen in diese Gefahr zu begeben – SIE bekämpften.

Und nein, Durga lacht nicht über die Dummheit der männlichen Götter. Und sie lacht auch nicht über die Dämonen.
Sie weint. Denn SIE fühlt die Schmerzen, die die Götter (und Dämonen) dieser Welt zugefügt haben!

Ja, Kali tanzt auf dem Einäscherungsplatz, auf dem SIE den falschen Stolz der männlichen Götter, – deren Würdelosigkeit, Ehrlosigkeit, und deren infantile Sucht, Verantwortung für die Konsequenzen eigenen Verhaltens von sich weg- und sie anderen zuschieben zu wollen – verbrannt hat.
Sie trägt eine Kette mit Totenköpfen, mit denen SIE den männlichen Göttern zeigt: „Seht her! Seht Euch das Leid an, dass Ihr mit Eurem fatalen Tun verursacht habt! Denn NUR, wenn Ihr Euch das anschaut, das Leid, das Ihr jeweils verursacht habt, werdet Ihr zur Erlösung und Erleuchtung kommen können!“ Es ist im Grunde das Gleiche, was Jesus bereits ähnlich gesagt hat: „Nehmt Euer Kreuz auf Euch und folgt mir nach.“ (Wobei ER sicher nichts von „sich selbst verleugnen“ gesagt hat, denn das ist völliger Blödsinn! Wie so oft wurde hier etwas ins Schädliche verdreht. Denn es geht darum, sich selbst zu erkennen! (und gerade nicht zu „verleugnen“ … .)
SIE mag die Metapher mit dem Kreuz nicht. Zum Einen, weil diese Metapher häufig missverstanden wurde, und Menschen dachten, sie täten etwas Gutes, wenn sie auf Erden Leiden erlebten.
Zum Anderen, weil es ein Folterinstrument ist, und Menschen diese Metapher eher Angst macht, sich ihrer jeweiligen Aufgabe zu stellen. Weil Menschen zu befürchten scheinen, dass das immer furchtbar schmerzhaft sei. Also redeten die Menschen sich lieber ein, der „Messias“ habe sie bereits erlöst mit SEINEM Tod.
Oder Kali werde sie erlösen, indem SIE alles Schlechte einäschert und transformiert, ohne dass die männlichen Götter und die Menschen irgendetwas dafür tun müssten.

Fein eingerichtet?! Jemand anderes übernimmt die Drecksarbeit?
Nein, so funktioniert es nicht!!!

Kali hilft. So wie auch Jesus geholfen und Wege gewiesen hat. Gehen muss diesen Weg jede*r selbst!!! [Aber, wegen der Vorarbeiten von Wesen wie Jesus und IHR ist dieser Weg für die meisten Menschen sehr viel weniger schmerzhaft, als er für diese vorarbeitenden Wesen gewesen ist.]

Und ISIS?

Isis / Nuit, die in der katholischen Kirche noch in Teilen sichtbar ist. Die „schwarze Madonna“, – die schwarze Nacht, das Nichts, die „prima materia“ – aus deren Schoß das gesamte Universum geboren wurde. Die Urmutter, die sich selbst befruchtete, und aus ihrem Schoß dann das Licht gebar. Isis mit dem Horusknaben. Madonna mit dem durch geistige Eigen-Befruchtung erzeugten Kinde: Dem in (aus) schwärzester Nacht durch ihren Schoß geborenen Licht. Das alte Symbol des Matriarchats. Die Schöpferin des Alls. Die Große Mutter, die ALLES Lebendige erschaffen hat. Die Leben an sich erschaffen hat.
Durch die Geschichten, die die katholische Kirche über Maria erzählt hat, im Grunde pervertiert, indem das Matriarchat durch ein darübergestülptes Patriarchat erstickt wurde.

Aus meiner Sicht sind weder Matriarchat noch Patriarchat eine gute Idee. Der Urquelle ein Geschlecht zu geben, entspringt bereits dem Dämon des Macht über das jeweils andere Geschlecht haben Wollens. Des Rangfolgen Errichtens, um sich so die Macht zu sichern.

Von der Matriarchin, der mächtigen Schöpferin von Allem, was ist,  – wurde Maria durch die katholische Kirche zur Magd degradiert, deren Lebensinhalt zu sein habe, demütig „ihrem Herrn“ zu dienen.
Ihre „mütterlichen“ Aspekte, als Mutter aller Wesen, kamen hauptsächlich dadurch noch zum Ausdruck, dass ihr grenzenloses Mitgefühl und bedingungslose Liebe zu allen Geschöpfen zugeschrieben wurde.
Bedingungslose Liebe, die meist so ausgelegt wird, dass  – egal, was „die Kinder“ tun (und anderen antun) -, SIE diese davon erlöst, unangenehme Konsequenzen tragen zu müssen.   

Fein eingerichtet?! Nein! SIE sieht erwachsene Menschen nicht als kleine Kinder an.
Bedingungslose Liebe heißt nicht, die geliebten Menschen zu bestätigen in allem, was sie tun.

SIE, die Göttin, hat tatsächlich großes Mitgefühl und sehr viel Liebe zum männlichen Gott und zu den Menschen.
IHRE Liebe ist so groß, dass SIE nicht der Versuchung anheimgefallen ist, die kindliche Sucht des männlichen Gottes und der Menschen nach Bestätigung zu befriedigen. Sie alle wollen so gerne hören, dass sie so geliebt werden, wie sie sind, dass sie toll sind und sich nicht zu ändern brauchen, nicht an sich arbeiten müssen. Und wer ihnen das sagt, den oder die mögen sie, den oder die finden sie sympathisch.
IHRE Liebe, die Liebe der Göttin, ist so groß, dass SIE dem männlichen Gott und den Menschen WAHRHAFT helfen will. Indem SIE ihnen nicht nach dem Mund redet, um von ihnen „gemocht“ zu werden, wie es so verlockend ist. Denn die Göttin ist erwachsen!
SIE zeigt erwachsenen Menschen deren eigentliches Wachstumspotential. Zeigt ihnen, welchen Dämon sie versehentlich fütterten, weil sie ihn nicht als Dämon erkannten. Und dass sie als Mensch enorm wachsen können, indem sie den betreffenden Dämon in sich bekämpfen und besiegen.
SIE hat so viel Mitgefühl mit den Schmerzen der Menschen (und des männlichen Gottes), dass SIE das tut, obwohl der männliche Gott und die meisten Menschen bisher so kleingeistig sind, dass sie – statt dieses Geschenk zu verstehen, dankbar anzunehmen und zu beginnen, den Dämon in sich zu bekämpfen, – sich von den von ihnen beherbergten Dämonen verleiten lassen, die Hinweisgeber*innen zu bekämpfen und diesen Schmerzen zuzufügen.
Aber auch IHRE Geduld und Nachsicht sind endlich!

UND: Liebe und Mitgefühl sind keine rein weibliche Domäne! Männer sind nicht die „geborenen Krieger“!! [All diese „Helden“-Sagen, die Kriege verherrlichen, sind Futter für Dämonen (zumindest in einer Welt, in der die dahinterstehenden Metaphern längst von fast niemandem mehr verstanden werden)!!!] Und Frauen sind nicht die „geborenen Allesverzeiherinnen“!!

Weil gerade Männer oft von den „Mysterien der Isis“ fasziniert sind: Liebe Männer, es ist nicht Eure Aufgabe, die wahren Mysterien der Weiblichkeit zu erforschen!! Womöglich noch, indem ihr den weiblichen Schoß aufreißt, grell hineinleuchtet und versucht, die „Funktionen“ dieses Schoßes zu verstehen. Eure Aufgabe als Mann ist es, Eure eigene Männlichkeit von allem Kranken und Dämonischen zu befreien!
Wenn Eure seelische Männlichkeit wieder gesund ist, dann werdet Ihr auch ein anderes Verständnis von Eurer Aufgabe gegenüber der Weiblichkeit haben.
Ihr braucht Euch nicht einzubilden, Macht über Frauen zu erhalten, indem Ihr die weiblichen Mysterien erforscht. Und Ihr braucht Euch auch nicht einzubilden, der Welt damit helfen zu können, dass Ihr versucht, die weiblichen Mysterien zu erforschen. Ihr rennt damit in die Irre und von Eurer eigentlichen Aufgabe davon!

Von Isis gibt es noch eine sehr andere Geschichte, die zwar später mit der oben beschriebenen leider vermengt wurde (wobei Horus dann auch noch mit dem furchtbaren Dämon der Rache infiziert wurde), mit dieser aber eigentlich gar nichts zu tun hat.

Isis, Osiris und Seth. Aus dem, was MIR mitgeteilt wird, sollte damit ursprünglich zum Ausdruck gebracht werden:
Osiris: Die Lebensenergie, das Qi, das alles Lebendige erfüllt, der Lebensstrom. Zerschnitten (nach dem Auszug aus dem „Paradies“) durch Seth.
Seth: Die Zeit, die Zeitzyklen; der Tod, der den Lebensfaden „zerschneidet“.
Isis: Die Liebe. Die gemeinsam mit IHREM Gefährten Osiris entstanden ist, in derselben kosmischen Eizelle geboren wurde.

Isis, die voller Trauer herbeieilt, die durch die Welt, – auch die Unterwelt -, reist, um die Teile des Osiris zusammenzusuchen. Und mit IHRER Liebe wieder zusammenzufügen.
Isis, die IHM, IHREM Geliebten Osiris mit IHRER unermesslichen Liebe neues Leben einhaucht. Die Liebe, die den Tod besiegt, und zur Auferstehung des Lichtkörpers führt.

In der katholischen Kirche ist auch diese Isis noch in Bruchstücken vorhanden. Und nicht nur ich interpretiere z.B. die Pietà von Michelangelo (der ja vermutlich in mystischen Geheimlehren unterrichtet worden war) so, dass er Maria Magdalena und Jesus – Isis und Osiris – darstellen wollte mit diesem Werk.

Und jetzt zum Ende des patriarchalischen Eisen- (Waffen-) Zeitalters. Des Zeitalters, in dem Isis zerschnitten und zerstückelt wurde. In dem die Liebe zerstückelt und getötet wurde vom Zeitgeist:
Ist Osiris bisher leider nicht voller Trauer zu IHRER Rettung herbeigeeilt.

ER hat stattdessen völlig irrelevante Sachen zu seinen „Pflichten“ erklärt: Viel Geld zu verdienen. Einem „geregelten Broterwerb“ nachzugehen, um so für „Sicherheit“ für die Familie zu sorgen, etc. .
Und SEINE wahre einzige Pflicht, die ER hat: SEINE Gefährtin, die Liebe, zu heilen, die wies ER von sich.
Statt zu erkennen, dass der Zeitgeist SEINE Gefährtin zerstückelt hat. Die Liebe zerstört hat; den einzigen Weg für IHN, zur Erleuchtung zu gelangen, – betet ER den Zeitgeist gar an.

Statt voller Trauer über die vom Zeitgeist getötete Liebe in seiner gesamten (seelischen) Landschaft umherzureisen und nach den verstreuten Teilen von IHR zu suchen. SIE wieder zusammenzufügen und mit all seiner Kraft und all seinem Bemühen IHR, der Liebe wieder Leben einzuhauchen,
 – scheint ER nicht einmal zu verstehen, was SEINE Aufgabe ist.